ZUM 1. JAHRESTAG DES HEIMGANGES
Wenn unser irdisches Leben zuende ist,
gibt es in Gott einen Platz für uns.
Vom Freund zum Brückenbauer
Zum Jahrestag des Heimgangs S. H. Papst Benedikt XVI.
Papst Benedikt XVI. hat uns eine tiefe Einsicht darüber hinterlassen, wie ein Mensch in die Ewigkeit eintritt. Wenn nun ein Jahr seit seinem Heimgang am Silvestertag 2022 vergangen ist, kommen uns seine Gedanken dazu von Neuem in den Sinn. Immer wieder hat er betont, dass es am Ende unseres irdischen Lebens „in Gott einen Platz für uns gibt.“[1] In diesen Platz tritt der Mensch so ein, wie er in seinem irdischen Leben geworden ist: „Das will heißen, dass von einem jeden von uns nicht nur ein Teil fortbestehen wird, der uns sozusagen entrissen worden ist, während andere Teile vergehen; es will vielmehr besagen, dass Gott den ganzen Menschen, der wir sind, kennt und liebt. Und Gott nimmt in seine Ewigkeit das auf, was jetzt, in unserem Leben, das aus Leiden und Liebe, aus Hoffnung, Freude und Traurigkeit besteht, wächst und ins Sein kommt. Der ganze Mensch, sein ganzes Leben wird von Gott genommen und empfängt – in ihm gereinigt – die Ewigkeit.“[2]
Joseph Ratzinger wurde in seinem Leben Priester, Professor, Bischof und Papst und er ist in der Herausforderung und Reifung all dieser Wegmarken auf Gott zugegangen und zu ihm gelangt. Als Priester und Bischof verwies er die Menschen auf Gott, dessen Leben er den anvertrauten Gläubigen in der kraftvollen Verkündigung des Wortes Gottes und in den Sakramenten vermittelte, um die Kirche als Leib Christi zu erbauen. Als akademischer Lehrer suchte er das Geheimnis Gottes zu ergründen und existentiell zu erschließen. Getragen war sein Denken von der Würde und dem Anspruch der menschlichen Person und ihres Fragens.
Auch wenn wir als Mitglieder des Neuen Schülerkreises ihn selbst nicht mehr als Professor erlebt haben, so sind wir durch die Beschäftigung mit seinem Leben und Werk und – solange dies seine Gesundheit zuließ – in vielen persönlichen Begegnungen einem Priester und Theologen nahegekommen, der zu einer väterlichen Bezugsperson wurde. Er war warmherzig, zeigte sich stets an den Einzelnen und ihrem Arbeiten interessiert und schenkte uns Orientierung. Nicht von ungefähr wollte er nach seinem Amtsverzicht eigentlich „Vater Benedikt“ genannt werden.
Mit dem Tod Papst Benedikts endete ein bürgerliches Jahr und ein neues begann, so wie sich stets das Jahr erneuert, um im Sterben und Werden der Natur neue Frucht zu bringen. So wird uns sein Todestag auch zu einem Bild für diese Erneuerung. Wir sind fest davon überzeugt, dass sein Lebenswerk für die Kirche reiche Frucht bringen wird. Von den vielen Details, die hier zu nennen wären, seien lediglich stellvertretend angeführt: Seine Lehre vom Primat Gottes in Theologie und Liturgie; seine Aktualisierung der Vätertheologie, aus der heraus er auch den Dialog mit der Moderne führen kann, ohne übrigens das Mittelalter auszublenden; sein großes ökumenisches Anliegen. Theologie erscheint bei ihm immer wieder als spannendes „Abenteuer“[3] und so wurde er zum Brückenbauer über theologische Strömungen und Schulen und sogar Konfessions- und Religionsgrenzen hinweg.
Benedikt XVI. wird zurecht „der Papst der Freundschaft“[4] genannt. Mit dem Wort der Freundschaft beschreibt er das Verhältnis zu Gott, sein Glaubensleben verstand er als Weg dieser Freundschaft und Freundschaft brachte er Vielen entgegen. Getragen war diese Übereinstimmung von Lehre und Leben von der innersten Mitte, die ihn erfüllte: Gott, der die Liebe ist (vgl. 1 Joh 4,16). Es kann nicht erstaunen, dass er dieser Grundüberzeugung des christlichen Glaubens die Antrittsenzyklika seines Pontifikates widmete[5]. Dabei ist das Erscheinungsdatum des Schreibens mit dem Weihnachtsfest wie gefügt, war Joseph Ratzinger in der Tradition seiner Familie doch stets ein „Weihnachtsmensch“ geblieben.
In seinem Leben verband er freilich die beiden Brennpunkte des Kirchenjahres. Mit dem frischen Wasser der Ostervigil noch an seinem Geburtstag, dem 16. April 1927, getauft, durfte er in der Weihnachtsoktav des vergangenen Jahres, am 31. Dezember 2022, zu Gott heimgehen. Wir gedenken Papst Benedikt XVI. am heutigen ersten Jahrestag seines Heimgangs in der großen Danksagung der gefeierten Eucharistie und erbitten seinem Leben und Werk reiche Fruchtbarkeit.
München, zum 31. Dezember 2023
Für den Neuen Schülerkreis Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI.
Prof. Dr. Christoph Ohly P. Dr. Sven Leo Conrad FSSP Pfr. Dr. Rainer Hangler
1. Vorsitzender 2. Vorsitzender Kassenwart
[1] Papst Benedikt XVI., Predigt zum Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel 2010, zitiert nach: https://www.vatican.va/content/benedict-xvi/de/homilies/2010/documents/hf_ben-xvi_hom_20100815_assunzione.html (Eingesehen am 11.12.2023).
[2] Ebd.
[3] Etwa: Joseph Ratzinger, Aus meinem Leben, Stuttgart 1998, S. 23.
[4] Christophe Fricker, Der Papst der Freundschaft, in: https://www.cicero.de/kultur/der-papst-der-freundschaft/53491 (eingesehen am 11.12.2023).
[5] Papst Benedikt XVI., Enz. Deus caritas est vom 25.12.2005, in: AAS 98 (2006) 217-252; dt. Übersetzung: VApSt 171, Bonn 2006.
Veranstaltungen anlässlich des ersten Jahrestages
des Heimgangs S. H. Papst Benedikt XVI.
Remembering Benedict XVI.: Life, Teaching, Legacy
30.-31.12.2023 | Rom | EWTN überträgt die Veranstaltung.
Link:
https://www.ewtnvatican.com/articles/remembering-benedict-xvi-life-teaching-legacy-1834
Geburtshaus Marktl
31.12.2023 | Marktl | Pfarrkirche
9.30 Uhr: Hl. Messe | Zelebrant: Bischof Stefan Oster (Passau)
11.00-13.00 Uhr: Das Geburtshaus ist geöffnet.
Link: https://www.papsthaus.eu/
Pontifikalmesse mit Eucharistischem Segen
31.12.2023 | 22.30 Uhr | Stift Heiligenkreuz
Zelebrant: Abt Dr. Maximilian Heim OCist
Wallfahrtskirche zur Mutter mit dem gütigen Herzen
in Waghäusel (Bruchsal)
31.12.2023 | 10.00 Uhr Hl. Messe | Radio Horeb überträgt die Hl. Messe
Zelebrant: Prof. Dr. Achim Buckenmaier
Katholische Deutsche Studentenverbindung Rupertia (K.D.ST.V Rupertia)
06.01.2024 | Regensburg | Am Römling 12
18.00 Uhr Hl. Messe in der Alte Kapelle,
Schwarze-Bären-Straße 7
Zelebrant: Bischof Dr. Rudolf Voderholzer
20.00 Uhr Akademischer Abend über Leben und Werk Joseph Ratzingers
Kölner Hochschule für Katholische Theologie (KHKT)
22.-23.01.2024 | Fachtagung „Das sozialethische Erbe
von Joseph Ratzinger / Benedikt XVI.“
Anmeldungen bis zum 07.01.2024 erbeten.
Link: https://www.khkt.de/hochschule/aktuelles/fachtagung-22-23012024-das-sozialethische-erbe-von-joseph-ratzinger-benedikt-xvi/